Thema cValidität und Reliabilität: Zuverlässig gültige Erkenntnisse zu Kommunikationsangeboten gewinnen
Aufgabe 1 | Codieren: Deduktiv oder induktiv? (30’)
Aufgabe 1 | Codieren: Deduktiv oder induktiv? (30’)
Ein Codebuch anzulegen fällt beim ersten Mal nicht immer leicht: Geht man beispielsweise induktiv oder deduktiv vor beim Bilden der Kategorien und dem Festlegen der Codes? Lesen Sie dazu den Artikel von Isabel Steinhardt: https://sozmethode.hypotheses.org/842
Beantworten Sie danach folgende Frage: Was ist unabdingbar, bevor man an das Codieren geht?
Lösung
Eine ausreichende Beschäftigung mit dem Thema, eine prägnante Forschungsfrage.
Die Erkenntnisse aus Inhaltsanalysen können durch die jeweilige Art der Operationalisierung stark variieren, auch wenn mit der gleichen Fragestellung der gleiche Forschungsgegenstand untersucht wird. Lesen Sie den Artikel aus der Neuen Zürcher Zeitung zu einer Inhaltsanalyse über die Klimaberichterstattung.
Formulieren Sie in eigenen Worten, inwiefern sich die Inhaltsanalyse der Uni Hamburg von derjenigen der NZZ unterscheidet.
Erklären Sie, wie die Wahl der Antwortkategorien die Ergebnisse beeinflusst.
Welche Inhaltsanalyse überzeugt Sie eher? Begründen Sie Ihre Antwort.
Lösung
In ihrer Inhaltsanalyse zählte und verglich die Universität Hamburg im Auftrag der ARD ausgewählte Begriffe der Tagesschau (Sendung im TV) seit November 2007 bis Oktober 2022 (Längsschnittanalyse). Die NZZ hingegen untersuchte 3 000 Tagesschau-Sendungen seit 2015 und zusätzlich 41 000 Berichte auf tagesschau.de seit 2007. Durch den differenzierten Datensatz unterscheiden sich die Analysen. Zudem sorgten die Wahl sowie Abgrenzung der codierten Begriffe für unterschiedliche Ergebnisse: Beispielsweise «Wirtschaft», «Politik», «Regierung», «Gesellschaft» oder «Justiz» in der Inhaltsanalyse der Uni Hamburg. Bei der Inhaltsanalyse der NZZ dagegen auch spezifischere Begriffe wie «Inflation» oder «Ukraine».
Durch eine unterschiedliche Operationalisierung kann man trotz gleicher Fragestellung und gleichem Forschungsgegenstand zu verschiedenen Ergebnissen kommen. Eine einfache Codierung lag zwar in beiden Untersuchungen vor, doch wenn die Antwortkategorien in einem Codebuch verschieden lauten und/oder die Variablen unterschiedlich interpretiert werden, dann kommen Forschende gegebenenfalls auf andere Ergebnisse sowie Schlussfolgerungen.
Die Inhaltsanalyse der NZZ ist zu kurz gefasst (anderer Untersuchungszeitraum) und aufgrund verschiedener Datensätze sowie anderer Begriffwahl mit den Ergebnissen der Studie der Universität Hamburg nur bedingt vergleichbar: Die Schlussfolgerung der NZZ, dass die Studie der Universität Hamburg keine korrekten Ergebnisse darstelle, ist somit fragwürdig. Schaut man sich zudem die Studie der ARD/Uni Hamburg an, dann erfährt man, dass ab 2018 „trotz Corona und weiterer globaler Krisen das Klima regelmäßig auf der Agenda bleibt”.