Hinter den Displays: Sprache und Daten | Maren Runte
Thema b Empirisches Arbeiten und Korpuslinguistik: Abschied vom Armchair-Linguisten
Erfahren Sie durch die folgenden beiden Aufgaben, inwiefern Wörterbuchredaktionen und Forschende die Korpuslinguistik nutzen, um Wandel im Wortschatz zu beobachten und nachzuweisen.
Aufgabe 1 | Sprachwandel: Blick hinter die Kulissen des Dudens [10']
Aufgabe 1 | Sprachwandel: Blick hinter die Kulissen des Dudens [10']
Bitte informieren Sie sich, nach welchen Kriterien der Duden neue Wörter in das Wörterbuch aufnimmt (Link zum Duden).
Lösung
Neue Wörter (Neologismen) werden erst in eines der Duden-Wörterbücher aufgenommen, wenn sie in einer gewissen Häufigkeit auftreten. Das überprüft die Duden-Redaktion anhand des redaktionseigenen Korpus (sog. «Dudenkorpus»).
Wenn ein Wort häufig und mit einer Streuung über verschiedene Textsorten hinweg immer wieder verwendet wird, entscheidet die Duden-Redaktion zunächst, in welches Wörterbuch der Neologismus aufgenommen werden soll (z.B. Fremdwörterbuch oder Rechtschreibwörterbuch). Und schliesslich tauschen sich die Duden-Redakteure in einer Sitzung aus und entscheiden über die Aufnahme.
Aufgabe 2 | Wortwarte: Die ganz neuen Wörter [10']
Aufgabe 2 | Wortwarte: Die ganz neuen Wörter [10']
Wörter, die zu neu sind, um auf einer Kandidatenliste des Dudens aufzutauchen, können ebenfalls durch korpuslinguistische Verfahren ermittelt werden. Informieren Sie sich, wie die «Wortwarte» neue Wörter entdeckt (Link zur Wortwarte).
Lösung
Neue Wörter entstehen vor allem durch die Kreativität der Sprecher und strukturelle Merkmale einer Sprache. So kann im Deutschen ein neues Substantiv durch Komposition oder Derivation relativ einfach gebildet werden. Die erstmalige Verwendung eines Worts kann entdeckt werden durch den Vergleich von Texten aus verschiedenen Tageszeitungen mit einem Korpus, welches die Gegenwartssprache beschreibt, einem sogenannten Referenzkorpus. Nicht alle gefundenen Wort-Kandidaten sind Neologismen, einige sind einfach falsch oder anders geschrieben worden. Nur wenige Wörter bleiben übrig, die Kandidaten für einen Lexikalisierungsprozess sein können. Lexikalisierung meint die Verbreitung eines Worts in der Sprache und schließlich die Aufnahme eines Worts in den deutschen Wortschatz, was sich z.B. in einem Wörterbuch zeigt.