Die Praxis in Sprachberufen untersuchen
Ich sehe was, was du nicht siehst: Die Beobachtung
Thema d Person, Situation, Konzeption: Stolperfallen identifizieren und technische Hilfsmittel nutzen
Aufgabe 1 | Beobachtungsfokus: Das Monkey Business Illusion Experiment [20’]
Sehen Sie sich das Video The Monkey Business Illusion von Daniel J. Simons (2010, 1:41 Min.) auf Youtube an:
Führen Sie den vom Sprecher gegebenen Auftrag aus: „Count how many times the players wearing white pass the ball.“ Zählen Sie, wie viele Ballkontakte das Team in Weiß hat.
Beantworten Sie nachher die folgenden Fragen.
Der Auftrag war: Zählen Sie, wie oft die Spieler*innen in Weiß den Ball abspielen. Dazu mussten Sie diese Spieler*innen in Weiß beobachten. Haben Sie diese Frage, korrekt beantwortet? Wenn ja, haben Sie den Auftrag aus dem Video erfüllt.
Es gab aber drei unerwartete Vorkommnisse: Ein Gorilla läuft durch die Gruppe, die Spielerin eines Teams verlässt die Bühne, und die Farbe des Vorhangs wechselt. Vermutlich haben Sie nicht alle davon wahrgenommen.
- Worauf weist dieses Experiment hin?
- Was wären andere Beobachtungsaufträge, also gewissermaßen Forschungsfragen, die mit diesem kurzen Video ausgeführt werden könnten? Nennen Sie drei.
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- Das Experiment weist darauf hin, dass unsere kognitiven Ressourcen beschränkt sind. Wenn wir uns als Forscher*innen auf etwas ganz Bestimmtes wie die Beantwortung unserer Forschungsfrage konzentrieren, ist es möglich, dass wir Ungewöhnliches oder Unerwartetes übersehen. Technische Hilfsmittel wie Videoaufnahmen ermöglichen es uns, flüchtige Situationen festzuhalten und sie in mehreren Durchgängen zu analysieren.
- Mögliche Aufträge mit engem Fokus sind: Wie viele Schritte macht das Team mit den schwarzen T-Shirts während der Aufnahme? Wie ist das Verhältnis von direkten Pässen (ohne Bodenkontakt) zu indirekten Pässen (mit Bodenkontakt) in jedem Team? Welche der sechs Personen hat am meisten Ballkontakte?
Ein möglicher Auftrag mit weitem Fokus ist: Was geschieht alles auf dieser Bühne?
Aufgabe 2 | Selbst- und Fremdbeobachtung: Der Winterthurer Museumspass [35’]
Informieren Sie sich zuerst, wie Sie mit Ihrem Computer oder Mobiltelefon eine Bildschirmaufnahme erstellen können, also ein Video dessen, was auf Ihrem Bildschirm passiert.
Eine Möglichkeit in Windows: Drücken Sie die Tastenkombination Win + G. Im erscheinenden Menüfenster Aufzeichnen können Sie die Aufnahme starten und beenden. Die Datei wird standardmäßig im Ordner Videos auf Ihrem Rechner gespeichert.
Möglichkeiten mit Apple Mac: mit dem Programm QuickTime oder mit der Tastenkombination Befehlstaste(cmd) + (Shift) + (5). (Stand 10.5.2023)
Starten Sie die Bildschirmaufnahme. Lösen Sie folgende Aufgabe: Wie viele verschiedene Winterthurer Museumspässe gibt es und was kosten sie?
Nachdem Sie die Lösung gefunden haben, beenden Sie die Aufnahme. Schreiben Sie aus dem Gedächtnis die Schritte auf, die Sie der Reihe nach gemacht haben. Dann vergleichen Sie Ihre Notizen mit der Videoaufnahme. Konnten Sie sich an alle Schritte erinnern? Würden Sie anhand der Aufnahme weitere dazu nehmen? Vervollständigen Sie Ihr Beobachtungsprotokoll.
Falls Sie die Möglichkeit haben, fragen Sie nun eine andere Person, ebenfalls eine Bildschirmaufnahme zu starten und dann dieselbe Aufgabe (siehe oben) zu lösen. (Falls Sie diese Möglichkeit nicht haben, springen Sie direkt zu Aufgabe b.) Sehen Sie sich das Video an und erstellen Sie ein Beobachtungsprotokoll, in dem Sie wie vorhin alle Schritte notieren.
Vergleichen Sie die beiden Protokolle, die Sie anhand der zwei Videos erstellt haben. Erstellen Sie nun eine Protokollvorlage mit Fragen oder Punkten, mit der Sie weitere Aufnahmen beschreiben können.
- Falls Sie die Möglichkeit haben, fragen Sie nun eine zweite Person, ebenfalls eine Bildschirmaufnahme zu starten und dieselbe Aufgabe (siehe oben) zu lösen. (Falls Sie diese Möglichkeit nicht haben, springen Sie direkt zu Aufgabe b.) Sehen Sie sich dann das Video an und beschreiben Sie das Vorgehen dieser Person anhand Ihrer Protokollvorlage.
- Notieren Sie, welche Voraussetzungen gegeben sein müssten und welche Dinge Sie festlegen müssten, damit die Rechercheprozesse unterschiedlicher Personen überhaupt vergleichbar sind bzw. wären.
- Überlegen Sie abschließend noch, welche zusätzlichen Aspekte mittels Eyetracking, also der Blickbewegungsmessung, untersucht werden könnten.
a Mögliche Aspekte für die Beobachtung sind:
- Namen und Anzahl der für die Recherche verwendeten Suchmaschinen und Websites
- verwendete Suchbegriffe
- Anzahl Rechercheschritte
- Dauer der einzelnen Schritte
- Eingabe der Suchbegriffe: eingetippt oder Copy-and-Paste aus Aufgabe
- Tippfehler in Suchbegriffen
- Unterbrechungen oder Störungen, etwa technischer Natur
- Dauer der Recherche
- Korrektheit des Resultats
b Dinge, die es zu klären bzw. festzulegen gilt:
- Bedingungen, die für alle gleich sein müssen: z.B. Aufnahmeort (Arbeitsplatz vs. Labor), Browser, Suchmaschine, mit oder ohne Zeitdruck, Datenerhebung über beschränkten Zeitraum, damit dieselben Suchbegriffe zu derselben Trefferliste führen etc.
- Start- und Endpunkt des Rechercheprozesses: Gehört etwa das Lesen des Auftrags mit dazu? Wie erkennen Sie, ob die Teilnehmerin die Aufgabe gelöst hat?
c Zusätzliche Aspekte mittels Eyetracking:
- Wie viele Male liest die Person die Aufgabe?
- Wie viele Einträge auf der Trefferliste schaut sie an?
- Wie verläuft ihr Blick auf der Seite, auf der sie Informationen finden?
- Schaut die Proband*in während der Recherche immer auf den Bildschirm?
Die korrekten Informationen zu den Museumspässen, laut
https://winterthur.com/de/kunst-kultur/museen/museumspass.html:
Es gibt zwei Museumspässe und sie kosten CHF 29 bzw. CHF 44 (Stand 2023).