Sprache und Mensch
Man kann nicht nicht? – Zugänge zur Kommunikation | Oliver Winkler, Ursula Stadler Gamsa
Thema f Implikatur und Kooperation
Aufgabe 1 | Implikaturen: Mehr gemeint als gesagt [5']
In Rambo III (1988) spielt sich folgender Dialog ab, der sich auf den Inhalt eines Materialkoffers mit Sprengstoff und Leuchtstäbe bezieht:
Hamid: «Und das, was ist das?» Er zeigt auf einen Leuchtstab.
Rambo: «Das ist blaues Licht.»
Hamid: «Und was macht es?»
Rambo: «Es leuchtet blau.»
Was hat dieser Dialog mit Implikaturen zu tun? Und was ist überhaupt eine Implikatur?
Aufgabe 2 | Konversation: Gültige Maximen [10']
Im Text haben Sie Hinweise auf die vier Konversationsmaximen von Paul Grice erhalten. Die Maximen beziehen sich auf die Quantität, die Qualität, die Relation/Relevanz und den Stil/die Modalitäten einer Aussage. Erläutern Sie, wie eine Aussage beschaffen sein muss, damit sie in Bezug auf die jeweiligen Maximen Gültigkeit hat. Entwerfen Sie ein Szenario, in der die jeweiligen Maximen nicht erfüllt werden.
Die Maxime der Quantität: Eine Aussage soll informativ sein. Dafür darf sie nicht zu lang oder zu kurz sein. Wenn jemand Sie nach dem Weg fragt, werden Sie nicht 5 Minuten gebrauchen, um den Weg zu erklären. Je nachdem, ob sich die Person in der Gegend auskennt oder nicht, werden die Informationen ausführlicher sein.
Die Maxime der Qualität: Eine Aussage soll wahr sein. Wenn Sie eine Bekannte fragen, was sie am Mittag gegessen hat, gehen Sie davon aus, dass sie die Wahrheit sagt.
Die Maxime der Relation und Relevanz: Eine Aussage soll in einem Bezug zum vorher Gesagten stehen und zum Thema passen. Wenn Sie ein Bewerbungsgespräch führen, werden Sie Fragen stellen, die in einem Bezug zur Anstellung und Person stehen. Sie werden wahrscheinlich nicht fragen, was das Gewicht eines Blauwals ist (es sei denn, Sie wollen die Reaktion testen).
Die Maxime des Stils und der Modalitäten: Eine Aussage soll klar, eindeutig und strukturiert sein. Sie halten einen Vortrag und beginnen eine Reihe von Zahlen und Daten zu zitieren. Ihrem Publikum wird es wohl schwerfallen, ihnen zu folgen, wenn Sie ohne Einleitung und Kontextualisierung starten.
Aufgabe 3 | Kooperationsprinzip: Kommunizieren mit Maß [10']
Schauen Sie sich die Szene aus der Comedy-Serie The Office an:
Überlegen Sie sich, was die Ausgangslage der Szene mit dem Kooperationsprinzip zu tun hat. Welche Konversationsmaximen (siehe Übung 2) werden in der Szene verletzt und von wem?
Dwight erhält den Auftrag ein fiktives Verkaufsgespräch zu führen, ohne aggressiv, feindselig oder mühsam zu sein. Damit wird gefordert, dass er mittels kooperativer Interaktion einen Verkauf tätigt. Auf einer ersten Ebene wird gegen die Maxime der Qualität verstoßen, da es sich um ein fiktives Gespräch handelt. Da sich aber alle dieser Fiktionalität bewusst sind, verhindert es nicht die Kooperation. Die Maxime des Stils wird von Dwight gebrochen, als sich Jim mit Bill Buttlicker vorstellt und er antwortet: «Really, that’s your real name?» Das ist eine unangebrachte Frage; die Reaktion fällt dementsprechend aus.
Die Maxime der Qualität wird auch in 1:08 verletzt, als Jim angibt, dass es sich um einen Notfall in der Familie handelt, was nicht der fiktiven Wahrheit entspricht.
Die darauffolgende Frage von Dwight, was denn nicht in Ordnung sei, wird ebenfalls als eine Grenzübertretung gewertet. Auch hier verstößt Dwight gegen die Maxime des Stils.
Die Aussage von Jim, dass er nicht sehr gut höre, entspricht nicht der Wahrheit. Die darauffolgenden Aussagen («Louder, Son!» und «Buttlicker!») verstoßen gegen den Stil.
Aufgabe 4 | Humor: Witzige Regelverstöße [10']
Die Szene aus Übung 3 stammt aus einer Comedy-Serie:
Beschreiben Sie in 2-3 Sätzen den Zusammenhang zwischen Konversationsmaximen und Humor. Welchen Anteil haben die Konversationsmaximen (bzw. die Verstösse dagegen) an der humoristischen Wirkung des Ausschnitts? Welche weiteren Aspekte gibt es, die dazu beitragen?