Sprache und Maschine
To be or not to be: Sprachnormen online und offline | Christa Stocker
Thema c Mündlichkeit, Schriftlichkeit und Norm: Wie neue Medien alte Grenzen verwischen
Aufgabe 1 | Kontext: Fall Tagesschau [15']
Lernen Sie am Beispiel der Tagesschau des SRF, wie die Kommunikationsbedingungen den Sprachgebrauch und damit das Wechselspiel von Zielnormen und Sprachgebrauchsnormen prägen:
https://www.srf.ch/play/tv/sendung/tagesschau?id=ff969c14-c5a7-44ab-ab72-14d4c9e427a9
Schauen Sie sich eine Sendung der Tagesschau des Schweizer Radio und Fernsehens an. Welche Kommunikationsbedingungen und Versprachlichungsstrategien beobachten Sie? An welchen Normen orientieren sich die Sprecher*innen?
Kommunikationsbedingungen:
- hohe Öffentlichkeit
- geringe Emotionalität
- geringe Spontaneität
Versprachlichungsstrategien:
- Schweizer Standardvarietät (schriftsprachliche Zielnorm)
- minimale Anpassungen an die Sprachgebrauchsnorm der Mündlichkeit z.B. in der Aussprache oder in der Syntax
- weitgehend monologisch
- mit Korrespondenten: dialogische Elemente
Aufgabe 2 | Normwandel: Wie WhatsApp & co deinen Sprachgebrauch verändern [10']
Reflektieren Sie anhand des Blogbeitrags, wie die Online-Kommunikation in Messenger-Diensten Ihren Sprachgebrauch beeinflusst:
https://webcare.plus/whatsapp/
Lesen Sie den Blogbeitrag. Welchen Einfluss haben Messenger wie «WhatsApp» oder «Signal» auf Ihren Sprachgebrauch? Reflektieren Sie auf der Grundlage des Beitrags Ihren persönlichen Sprachgebrauch über Messenger-Dienste und die Auswirkungen auf die professionelle Kommunikation in Sprachberufen.
Prüfen Sie verschiedene Messenger-Chats (mit verschiedenen Adressat*innen) auf die Verwendung folgender kommunikativer Elemente:
- Emojis
- Bilder, Gifs, Videos (Multimodalität)
- sprechsprachliche Syntax
- umgangssprachliche Lexik
- individualisierte Schreibungen zur Kompensation paraverbaler Hinweise (Bsp. soory)
- Standardvarietät oder Dialektgebrauch
- Abkürzungen
- Code-Switching und fremdsprachliche Elemente
- Verlinkungen
- Zitate
- usw.
Beim Einsatz von Messenger-Diensten in der beruflichen Kommunikation können die Elemente aus der privaten Messenger-Kommunikation auch verwendet werden. Jedoch müssen die Elemente – bzgl. Emotionalität, Sachlichkeit, Verständlichkeit u.ä. – genau auf die Adressat*innen und auf die zu vermittelnde Botschaft abgestimmt sein.
Aufgabe 3 | Digitalisierung: Sprachliche Normen in der Online-Kommunikation [20']
Erfahren Sie im folgenden Beitrag, wie sehr die Möglichkeiten der Online-Kommunikation den Sprachgebrauch prägen:
Lesen Sie den Blogbeitrag von Philippe Wampfler. Prüfen Sie, wie Sie mit den beschriebenen Aspekten (Automatismen, Algorithmen, neue Möglichkeiten usw.) in Ihrem Sprachgebrauch umgehen und ob diese Ihren Sprachgebrauch und die professionelle Kommunikation beeinflussen.
Folgende Fragen können bei der Überprüfung hilfreich sein:
- Wie gehen Sie vor, wenn Sie bei deren Rechtschreibung unsicher sind? (Nachschlagen im Duden, in Google-Suchzeile, ich verwende ein anderes Wort …)
«Digitale Plattformen errechnen Normen aus der Sprachverwendung unzähliger Menschen (und Maschinen). Autoritäten wie Garner (oder Duden oder Nerius) verlieren ihren Einfluss, intransparente Berechnungsverfahren gewinnen an Einfluss.» - Verwenden Sie Emojis? Unterscheiden Sie dabei, wen Sie adressieren? Welche Funktion haben Emojis für Sie?
- Wie nutzen Sie Sprachassistenzsysteme wie Autokorrektur, Wortvorschläge beim Schreiben u.ä.?
In der professionellen Kommunikation:
- Sprachprofis müssen auch für Maschinen schreiben (in Wortwahl, Orthographie, Komplexität usw.); Gründe: Maschinelle Übersetzung, Suchmaschinenoptimierung (SEO)
- Sprachprofis sollten die Sprachgebrauchsnormen der Zielgruppe / der adressierten Community berücksichtigen.
- Sprachprofis können neben Referenzwerken wie dem Duden das Web als Datenspeicher für aktuellen Sprachgebrauch nutzen.
- Sprachprofis müssen in der eigenen Normenanwendung flexibel und gegenüber Verletzungen der Zielnorm tolerant sein.