Front Stage – Blick auf die Kulissen
Die unsichtbare Hand: Domäne und Sprachgebrauch | Raquel Montero Muñoz
Thema b Sprachliche Variationen und kommunikative Bedingungen: Was Varietäten unterscheidet
Aufgabe 1 | Varianten: Dasselbe anders ausdrücken [5']
Sprachliche Variation drückt sich in linguistischen Einheiten auf verschiedenen linguistischen Beschreibungsebenen aus, der sogenannten Varianten. Im Folgenden werden jeweils drei Variantenpaare verschiedener Lekte aufgelistet. Um welche Art von Varianten handelt es sich und auf welchen sprachlichen Ebenen verorten Sie sie?
- Otitis – Ohrenentzündung
- isch – ich
- parkiert – geparkt
- Diaphasische Variante: Fachsprache – Alltagssprache; Varianten auf Wortebene (lexikalische Varianten)
- Diastratische Varianten: Jugendsprache (Kiezdeutsch) – Standardsprache; Varianten auf phonetischer Ebene
- Diatopische Varianten: Schweizer Standarddeutsch – Standarddeutsch (Deutschland); Varianten auf lexikalischer und morphologischer Ebene (Partizipbildung)
Aufgabe 2 | Sprachwandel: Von ätzend bis cool [25']
Sprachwandel betrifft unter anderem auch varietätenspezifische Ausdrücke. In welchem Verwendungskontext/welcher Varietät verorten Sie die folgenden Begriffe: chillen, ätzend, krass und cool?
Suchen Sie die obigen Begriffe im Digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache (DWDS; Link: https://www.dwds.de) und dem Duden (Link: https://www.duden.de) online.
- In welchen Verwendungskontexten werden diese Wörter nach dem DWDS und dem Duden verwendet?
- Welche Schlüsse lassen sich daraus in Bezug auf das Varietätengefüge des Deutschen ziehen?
- Die vier Begriffe sind zunächst soziolektal als jugendsprachliche Wörter verwendet worden. Die beim Duden und teilweise auch im DWDS fehlende Markierung der Lexeme (Wörter) als „jugendsprachlich“ weist darauf hin, dass diese ehemals jugendsprachlichen Varianten nun nicht mehr in der Jugendsprache verwendet werden, sondern in die Standardsprache Eingang gefunden haben.
- Dies ist ein Beispiel von „Sprachwandel von unten“, d.h. das Phänomen des Sprachwandels aufgrund des Übergangs von varietätenspezifischen, hier soziolektalen Formen, in die Standardsprache.
Aufgabe 3 | Sprachwandel: Wenn Großeltern ihre Enkel nicht verstehen [30']
Sprache ist nicht statisch und unwandelbar, das gilt auch für die Dialekte. Lesen Sie den Beitrag zur Entwicklung der schweizerdeutschen Dialekte, erschienen in der NZZ (Link: https://www.nzz.ch/gesellschaft/schweizerdeutsch-viel-wandel-im-freiburger-dialekt-kaum-in-baar-ld.1390868)
- Welche Gründe werden für den Sprachwandel angegeben?
- Welche Rolle spielt für die Verwendung unterschiedlicher dialektaler Varianten die Identität?
- Handelt es sich bei den genannten Beispielen nun um dialektale oder soziolektale Varianten?
- Haben Sie selbst die Erfahrung gemacht, dass sie andere Wörter/lexikalische Varianten verwenden als die ältere Generation?
- Binnenmigration, d.h. wenn Personen von einem Kanton in den anderen ziehen und ihren Dialekt an den Aufnahmekanton anpassen (Menschen, die umziehen) und Mobilität (Kontakt zu Personen, die andere Sprachen sprechen), Prestige und Verständlichkeit des jeweiligen Dialekts (wie „speziell“ ein Dialekt ist). Aufnahme von Wörtern aus anderen Sprachen, z.B. aus dem Englischen (Anglizismen), Veränderung der Wortwahl aufgrund von Kritik (emotionaler Aspekt), Offenheit der Sprecher gegenüber neuen sprachlichen Entwicklungen.
- Identität wird durch Sprache geprägt, Sprache ist Teil der Identität ihrer Sprecher. Es hängt davon ab, wie stark sich die Sprecher mit ihrem Dialekt oder ihrer Sprache identifizieren und wie sehr sie ihn mögen, ob dieser mit der Zeit aufgegeben oder behalten wird.
- Dialektale Varietäten, die sich soziolektal (nach Generationen/Alter) unterscheiden.