Die Praxis in Sprachberufen untersuchen
In die Tiefe bohren: Fallstudien durchführen | Prof. Dr. Daniel Perrin
Thema d Forschungsethik: Beforschte schützen und rechtlichen Problemen zuvorkommen
Aufgabe 1 | Forschungsethik: Ein komplexes Konzept in einfache Worte fassen [5']
Erklären Sie, was Forschungsethik ist. Formulieren Sie die Erklärung so, dass sie für eine 15-jährige Person verständlich ist.
Aufgabe 2 | Grundprinzipien: Forschungsethik greifbar machen [15']
Nennen Sie zwei wichtige Prinzipien der Forschungsethik. Beschreiben Sie sie und geben Sie je ein Beispiel für die Anwendung der Prinzipien in einer Fallstudie.
Prinzip der Selbstbestimmung: Dieses Prinzip besagt, dass alle Studienteilnehmenden vor Forschungsbeginn darüber informiert werden müssen, worum es in der Studie geht und welche Risiken oder Vorteile mit der Teilnahme verbunden sind. Die Teilnehmenden müssen ihre Zustimmung freiwillig geben, ohne Druck oder Zwang von außen.
Beispiel: In einer Fallstudie über die Auswirkungen der Nutzung von Online-Lernplattformen auf das Lernverhalten von Schüler*innen müssen sowohl die Eltern als auch die Schüle*innen vor Beginn der Studie wissen, worauf die Studie abzielt. Sie müssen auch darüber informiert sein, dass sie freiwillig an der Studie teilnehmen und dass sie ihre Zustimmung jederzeit zurückzuziehen können, ohne negative Konsequenzen.
Prinzip der Schadensvermeidung: Dieses Prinzip besagt, dass Forschende alles tun sollten, um negative Auswirkungen auf die Teilnehmenden ihrer Studie zu verhindern. Dies schließt nicht nur körperliche Schäden ein, sondern auch emotionale, soziale oder finanzielle Belastungen.
Beispiel: Bei einem Interview im Rahmen einer Fallstudie zur häuslichen Gewalt müssen die Forschenden sicherstellen, dass die Interviewsituation für die Betroffenen nicht re-traumatisierend ist. Sie müssen also die Gespräche so gestalten, dass sie keine zusätzliche emotionale Belastung verursachen. Außerdem müssen die Forschenden sicherstellen, dass den Betroffenen, wenn nötig, nach dem Interview ausreichende Unterstützung und Hilfsangebote zur Verfügung stehen. Darüber hinaus müssen sie alle persönlichen Informationen der Teilnehmenden anonymisieren, um deren Identität zu schützen. Die Daten – also die Aufnahmen der Interviews, die Notizen und Transkripte sowie allfällige Korrespondenz – müssen in einer gesicherten Umgebung gespeichert werden, um unberechtigte Zugriffe möglichst auszuschließen.
Aufgabe 3 | Ethische Grundprinzipien umsetzen: Teilnehmende in den Fokus stellen [20']
Fallstudien untersuchen echte Fälle mit echten Menschen. Mit welchen Maßnahmen können Sie sicherstellen, dass verschiedensprachige Studienteilnehmende die Hintergründe einer Studie richtig verstehen?
Wenn Menschen an der Studie teilnehmen, die unterschiedliche Sprachen sprechen, ist es wichtig, dass die Kommunikation in den jeweiligen Sprachen stattfindet.
Kulturelle Sensibilität: Forschende sollten bewusst mit der kulturellen Vielfalt der Teilnehmenden umgehen und sicherstellen, dass die Kommunikation kulturelle Unterschiede berücksichtigt und ethnozentrische Annahmen vermeidet.
Kulturelle Vermittler*innen: Bei komplexen Themen oder kulturell sensiblen Fragen können kulturelle Vermittler*innen oder Dolmetschende hinzugezogen werden, um mögliche Missverständnisse zu vermeiden.
Informed Consent: Die Teilnehmenden müssen über den Zweck der Studie, die Art der erhobenen Daten und ihre Rechte als Teilnehmende informiert sein. Die Einwilligung, die sie unterschreiben, sollte in einer Sprache formuliert sein, die sie problemlos verstehen.
Klare und einfache Sprache: Die Informationen zur Studie sollten so formuliert sein, dass sie leicht verständlich sind. So sollten etwa Fachbegriffe oder Fremdwörter vermieden oder zumindest angemessen erklärt werden.
Feedback und Rückfragen: Die Teilnehmenden sollten Fragen stellen und Feedback geben können. So lässt sich sicherstellen, dass sie die Studie und ihre Rolle darin umfassend verstehen.
Aufgabe 4 | Forschungsethik: Den gesamten Forschungsprozess ins Auge fassen [20']
Skizzieren Sie, was ethisch zentral ist für folgende Phasen des Forschungsprozesses: Planung, Datenerhebung, Datenaufbereitung sowie Veröffentlichung in der Forschungsgemeinschaft.
Planung
Schutz der Teilnehmenden: Die Planung sollte darauf abzielen, mögliche Risiken und Belastungen für die Teilnehmenden zu minimieren, während der gesamten Studie und darüber hinaus. Die Forschenden müssen sorgfältig abwägen, ob die Studie ethisch vertretbar ist und ob die potenziellen Vorteile die Risiken überwiegen.
Informed Consent: Die Planung muss sicherstellen, dass die Teilnehmenden ausreichend und verständlich über die Ziele, den Ablauf und die möglichen Auswirkungen der Studie informiert sind. Vor der Datenerhebung müssen die Teilnehmenden schriftlich bestätigen, dass sie teilnehmen wollen und dass sie umfassend informiert sind.
Vertraulichkeit und Anonymität: Die Planung sollte Maßnahmen vorsehen, um die Vertraulichkeit und Anonymität der Teilnehmenden und ihrer Daten zu schützen, über die Laufzeit der Studie hinaus.
Datenerhebung
Schutz der Privatsphäre: Die Forschenden müssen die Privatsphäre der Teilnehmenden resepektieren. Sie dürfen ohne Zustimmung keine persönlichen oder sensiblen Informationen erheben oder offenlegen.
Freiwillige Teilnahme: Die Teilnahme an der Datenerhebung sollte freiwillig sein. Zudem sollten die Teilnehmenden die Fallstudie jederzeit ohne Konsequenzen abbrechen können.
Sensible Themen: Bei heiklen Themen sollten Forschende Vorkehrungen treffen, um potenzielle emotionale Belastungen zu minimieren.
Datenaufbereitung
Anonymisierung: Forschende müssen alle Daten sorgfältig anonymisieren, um die Identität der Teilnehmenden zu schützen. Die Daten sollten zudem in einer geschützten Umgebung gespeichert werden.
Veröffentlichung in der Forschungsgemeinschaft
Transparenz und Reproduzierbarkeit: Die Forschungsergebnisse sollten transparent und nachvollziehbar dokumentiert sein, damit andere Forschende dasselbe an anderen Fällen untersuchen können.
Anerkennung der Teilnehmenden: Bei der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse sollten Forschende die Bedeutung der Beiträge der Teilnehmenden für die Forschung würdigen.