Die Praxis in Sprachberufen untersuchen
Ich sehe was, was du nicht siehst: Die Beobachtung
Thema c Validität und Reliabilität: Stärken und Grenzen der Beobachtung erkennen
Aufgabe 1 | Reaktivität: Beeinflussen statt nur beobachten [5’]
Erklären Sie, was Reaktivität in Zusammenhang mit der Beobachtung bedeutet.
Aufgabe 2 | Introspektion: Spieglein, Spieglein an der Wand [20’]
Zurück zur Introspektion. Welche Vor- und Nachteile hat sie gegenüber der Fremdbeobachtung? Nennen und begründen Sie mindestens je zwei Aspekte.
Vorteile
Selbstreflexion: Introspektion kann die Proband*innen dabei unterstützen, sich der eigenen Handlungen bzw. des eigenen Verhaltens bewusst zu werden.
Erkenntnisgewinn: Introspektion kann die Proband*innen dabei unterstützen, sich aktiv mit ihren Handlungen bzw. ihrem Verhalten auseinanderzusetzen und sie falls nötig zu verändern.
Nachteile
Wahrnehmung: Introspektion basiert auf eigenen Wahrnehmungen, die selbstverständlich ausschließlich subjektiv sind. Dadurch kann es zu Verzerrungen wie Auslassungen, Erinnerungsfehlern oder sozialer Erwünschtheit kommen. Die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Ergebnisse können dadurch beeinträchtigt werden.
Verbalisierung: Es kann schwierig sein, eigene Handlungen so zu verbalisieren, dass sie auch für Außenstehende gut verständlich und genügend genau beschrieben sind.
Validität und Reliabilität: Daten aus Introspektion lassen sich schwierig von andern Forscher*innen überprüfen, worunter die Aussagekraft der Resultate leiden kann.
Aufgabe 3 | Vorgehen: Redezeit im Fach Deutsch [30’]
Sie möchten untersuchen, wie viel Redezeit welche Schüler*innen einer 4. Schulklasse im Fach Deutsch haben.
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- Beschreiben Sie, wie Sie die Beobachtung angehen könnten. Worauf würden Sie alles achten, damit sie gelingt und Sie Ihre Forschungsfrage beantworten können?
- Nennen Sie Merkmale, nach denen Sie Gruppen von Schüler*innen einteilen könnten, die Sie untersuchen.
- Beschreiben Sie, welche Reaktivität der Lehrperson und der Schüler*innen Ihre Beobachtung auslösen könnte.
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a Worauf Sie achten können:
- Entscheiden Sie sich bewusst für oder gegen eine verdeckte Beobachtung ohne technische Hilfsmittel, zur vermeintlichen eigenen Weiterbildung.
- Erstellen Sie eine Protokollvorlage, wenn Sie das Lehrgeschehen systematisch beobachten wollen.
- Finden Sie heraus, ob die Lehrperson freiwillig mitmacht und ob sie neugierig ist auf Resultate.
- Wählen Sie Stunden, in denen es etwas zu sehen gibt; arbeiten alle Schüler*innen still für sich, tut sich weniger im Raum als bei Gruppengesprächen.
- Entscheiden Sie sich bewusst dafür, immer in dieselbe Lektion am selben Tag zu gehen oder abzuwechseln.
- Beobachten Sie die Klasse während mehrerer Lektionen.
- Nehmen Sie eine Stoppuhr mit, um Dauer der Redezeiten festzuhalten.
- Ermöglichen Sie den Schüler*innen und Lehrpersonen eine Angewöhnungszeit und setzen Sie sich schon vor der Datenerhebung in die Deutschlektionen.
- Achten Sie auf Regeln und Gewohnheiten im Raum: Können die Schüler*innen selbst wählen, ob sie sich melden oder werden sie aufgerufen?
b Mögliche Kategorien sind:
- Art des Spracherwerbs, etwa Deutsch als Erst-, Zweit- oder Fremdsprache
- Gender
- bisherige Deutschnoten
- Gefühl gegenüber dem Fach, etwa geliebt, verhasst oder neutral
- Gefühl gegenüber dem Thema, der Sitzordnung, der Tageszeit
c Die Beobachtung kann zum Beispiel die folgende Reaktivität auslösen:
- Der Lehrperson achtet stärker als üblich darauf, alle gleichberechtigt zu beteiligen.
- Die Lehrperson fühlt sich durch die Beobachtung bewertet.
- Die Schüler*innen sind befangen oder aufgedreht.